Bevor ich anfange…

…euch von einem wundervollen Urlaub, den ersten Rückblicken und Vorschauen und einigen anderen Erkenntnissen zu berichten, fange ich mit einem Teil des Tages an, welcher mir zur Zeit sehr viel Freude macht.

Und das ist das tägliche Fastenbrechen (Iftar), welches nach Einbruch der Dunkelheit und nach den Rufen des Imam, zelebriert wird. Nochmal zur Erinnerung: mein Dorf hier ist überwiegend muslimisch geprägt und auch Nari-o-Sishu Kalyan Kendra ist eine muslimische NGO, weswegen natürlich muslimische Feste hier besonders gefeiert werden. Deswegen ist momentan Ramadan, das heißt das die Muslime, die sich dafür entscheiden, einen Monat vom 27.5. bis zum 27.6. auf Essen und Trinken von Sehri bis Iftar verzichten. Es passt nicht ganz mit den Sonnenauf- und untergangszeiten und die Zeiten verändern sich auch innerhalb des Monats um ein paar Minuten. Bei den Imamen hier ist die Zeit ab der morgens nichts getrunken oder gegessen wird ca. 3:30 Uhr und abends das sogenannte Iftar um cirka 6:30 Uhr.

Zum Fastenbrechen werden Emmy und ich stets dazugeholt beziehungsweise bereiten es auch selbst für und mit unserer Hausmutter, die hier mit uns lebt und für mich mittlerweile wie eine Oma ist, vor. Wir waren aber auch schon bei einer Freundin und vorgestern wurde Iftar mit unserer NGO gefeiert. Besondere Freude macht mir das Ganze, weil es zu Iftar ganz viel Obst auf den Teller gibt und unsere Hausmutter vor dem Fastenbrechen betet und in witzigem und sehr süßem Englisch Emmy und mich ins Gebet einschließt. Heute hat sie uns auch einiges zu erklären versucht, zum Beispiel das sie mit einem Satz den ich leider vergessen habe, Allah darum bittet, dass das Essen nicht vergiftet ist.

Zu dem Feiern mit unserer NGO wurden unmengen von Wassermelonen, Mangos, Papayas und Äpfeln geschnitten. Dazu gibt es dann noch Gurken und Sproßen und sieht wunderschön bunt aus.

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Mir ist es besonders wichtig, diesen Post zu machen, weil sich in meinem Kopf in den letzten Monaten einige Aspekte ein wenig falsch oder anders vermischt haben und ich gerade durch meine große Freude über dieses täglich kleine Feste nochmals merke, wie dumm meine Gedanken doch waren. Ich lebe in einer dörflichen Gegend in Indien und genauso wie es auch zum Teil in Deutschland der Fall ist, ist das Leben und Denken zwischen dem Dorf und der Großstadt deutlich verschieden. Allerdings habe ich den Eindruck, dass in meinem kleinen Ausschnitt Indiens der Kontrast irgendwie deutlicher zu spüren ist (allerdings habe ich in Deutschland noch nie auf dem Dorf gelebt, deswegen kann ich das nicht so richtig bewerten). Leider habe ich viele Eindrücke, die mir, im Vergleich zum Freiheitsgefühl, welches ich aus Deutschland kenne,  ein wenig freiheitsraubend vorkommen/vorkamen, gesammelt. Das sind zum Beispiel Aspekte wie, dass Frauen nach 10 Uhr abends eher nicht vor die Tür gehen, die eher geschlossene Kleidung oder das angestart werden und wenig anonym seien, wenn ich vor die Tür gehe. Mittlerweile würde ich sagen, dass diese Aspekte für ein indisches Dorf zur Normalität gehören, beziehungsweise auch einfach schützen sollen. (Zumindestens nachdem, was ich so überall aufgenommen habe). Irgendwann, in den letzten Monaten, habe ich diesen Frust darüber, fälschlicherweise auf die Religion übertragen. Und auch wenn ich darüber nie geschrieben habe, ist mir gerade im letzten Monat bewusst geworden, wie falsch das war und wie wichtig es mir ist, das mitzuteilen. Gerade auch wenn ihr woanders hinfahrt oder Neues kennenlernt, ist es wichtig, dass eben Aspekte, die ihr erlebt, anders im Zusammenhang stehen, als ihr das aufnehmen könnt.

So das war jetzt ein kleiner Abschnitt von vielem, was mir schon länger im Kopf rumgeistert und mir fallen jetzt auch noch einige ein zum Beispiel, dass ich auch unbedingt noch über Muslime in Indien an sich erzählen wollte, über Müll und ich als Frau in Indien auch, aber das sind auch irgendwie alles Themen, bei denen ich ganz viele Gedanken im Kopf habe, aber nie so ganz weiß, wie ich die halbwegs objektiv und so, dass meine Absicht klar daraus hervortritt, erzählen möchte.

 

So aus diesem Salat der Wörter, noch abschließend: Meine Mitfreiwillige Emmy hat eine mit langsamem Internet mühsam hochgeladene Sammlung Bilder unseres Urlaubs in ihrem Blog hochgeladen und auch wenn ich definitiv noch Bilder des Urlaubs selber posten werden, ist das hier schon ganz aussagekräftig. Also guckt euch gernen ihren Blog an:

einmalindien.blogspot.in

Und natürlich ganz liebe Grüße von mir aus West Bengal 🙂

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